Aktualisiert am 27.09.2022

Auf der Insel Sylt lässt sich eine Vielzahl an Wildtieren beobachten. Zwischen Dünen und Wattenmeer fühlen sich viele Arten heimisch. Von seltenen Zugvögeln bis Kegelrobben oder Seehunde. Mit meinen einfachen Tipps und einer kleinen Portion Glück lassen sie sich ohne großen Aufwand beobachten. Ein Sylt-Erlebnis der tierischen Art.

Ringelgänse im Wattenmeer vor Munkmarsch

Im Frühjahr, je nach Witterung, lassen sich die kleinen Meeresgänse mit dem dunklen Gefieder und dem markanten weißen Halsringel am Wattenmeer zwischen Munkmarsch und Keitum bei einem Spaziergang ausgezeichnet beobachten. Sie halten sich gern im Watt bei Ebbe sowie auf den angrenzenden Wiesen auf. Die perfekte Jahreszeit ist April und Mai und das zu jeder Uhrzeit. In der Regel lassen sie sich von Spaziergängern nicht stören. Wer sich ihnen doch zu sehr nähert oder etwas zu lange an einer Stelle verharrt, wird merken, das sie sich nacheinander davon machen und sich eine andere Stelle in unmittelbarer Nähe suchen.
Wer sich für die Ringelgänse und ihr Leben als Zugvögel interessiert, sollte unbedingt im Mai Hallig Hooge zu den Ringelganstagen besuchen.

Ringelgänse fliegen über das Watt in Munkmarsch

Ringelgänse fliegen über das Watt in Munkmarsch

Ringelgänse bei der Nahrungsaufnahme

Ringelgänse bei der Nahrungsaufnahme

Rastplatz im Watt bei Ebbe

Rastplatz im Watt bei Ebbe

Paarungszeit im Watt

Das Wattenmeer ist nicht nur Drehscheibe für Zugvögel, sondern auch Kinderstube vieler Seevögel. Im Frühjahr lassen sich viele interessante Beobachtungen machen. Im Wattenmeer herrscht Hochbetrieb sobald die Tage endlich länger und wärmer werden. Aufmerksame Besucher können zwischen März und Mai dabei viele verschiedene Seevögel bei der Balz beobachten. Eines meiner liebsten Beobachtungspunkte ist auch wieder das Watt zwischen Munkmarsch und Keitum. Von dem Spazierweg aus habe ich schon viele heimische Seevögel, wie Rotschenkel, Brandgänse oder Austernfischer bei der Balz und Paarung beobachten können. Vor allem in den frühen Morgenstunden sowie zur Abenddämmerung. Für die Beobachtung empfehle ich ein Fernglas mitzunehmen.

Paarungszeit bei den Rotschenkeln

Paarungszeit bei den Rotschenkeln

Austernfischer sorgen für Nachwuchs

Austernfischer sorgen für Nachwuchs

Feldhasen und Bodenbrüter in den Tinnumer Wiesen

Die Tinnumer Wiesen sind das gesamte Jahr ein wahres Paradies für kleine Säugetiere und Wildvögel. Die weiten Wiesenflächen grenzen an das Rantumbecken und bieten damit einer Vielzahl an Vögeln einen optimalen Lebensraum. Vor allem die selten gewordenen Bodenbrüter lassen sich mit etwas Geduld und Geschick beobachten. Besonders häufig anzutreffen ist der auf der roten Liste stehende Kiebitz. Sein auffälliger Flug, wobei ich immer denke, die Vögel stürzen gleich ab und sein unverwechselbarer Ruf, lassen ihn auf den weiten Wiesen sofort erkennen. Auf den ausgedehnten Rad- und Spazierwegen zwischen Ortsausgang Westerland in Richtung Rantum, entlang der Tinnumburg und bis weit raus zum Campingplatz gibt es viele ruhige Pfade, um die wilde Seite der Insel kennenzulernen. Dabei sind mir schon häufig viele „Profis“ der Schutzstation Wattenmeer begegnet, die mit Spektiv nach Feldlerchen und Baum- und Wiesenpieper Ausschau halten. Weißwangengänse, auch Nonnengänse genannt, halten sich ebenfalls gern in den feuchten Wiesen auf.

Feldhasen im Sylter Winter

In den Wintermonaten habe ich über mehrere Jahre die Feldhasen in den frühen Morgenstunden auf den Tinnumer Wiesen beobachtet. Vor allem ihre individuelle Fellzeichnung im Gesicht hat mich fasziniert und so konnte ich sie schnell auseinanderhalten und sie wiedererkennen. Dabei habe ich sie, geschützt vor dem eisigen Nordostwind, aus dem Auto fotografiert. Mit Beanbag und Teleobjektiv, ganz wie auf Safari.

Feldhase im Winterfell

Feldhase im Winterfell

Feldhase hält Ausschau in den Tinnumer Wiesen

Feldhase hält Ausschau in den Tinnumer Wiesen

Feldhase hoppelt davon

Feldhase hoppelt davon

Kiebitze brüten in den Tinnumer Wiesen

Kiebitze brüten in den Tinnumer Wiesen

Nonnengänse rasten an der Tinnumburg

Nonnengänse rasten an der Tinnumburg

Fasane und Rehe in den Dünen

Die hügelige Dünenlandschaft ist mit seinen sandigen Böden ein großartiger Lebensraum für Nieder- aber auch Rehwild. Am häufigsten wird man auf den ersten Blicken Kaninchen und das farbenprächtige Männchen der Fasane ausfindig machen. Kaninchen, wie Fasan huschen durch das hohe Dünengras und verstecken sich dort gern vor dem Fuchs, der hier auch des Öfteren zu sehen ist. Den Fasan kann man häufig mit seinen unverwechselbaren kehligen Ruf hören. In den Herbst- und Wintermonaten habe ich ihn auch schon auf den hölzernen Strandübergängen spazieren sehen. Er ist auf Sylt einer der am meisten vorkommenden Wildtierarten und nicht selten habe ich für ihn schon mitten auf der Straße gebremst. Er ist zwar ein Vogel, doch größere Strecken fliegt er nicht und er gewinnt auch nicht so schnell an Höhe.

Rehe in Westerland

Eines meiner schönsten Erlebnisse mit Wildtieren auf Sylt hatte ich mit Rehwild und das mitten in Westerland. Wer in den Sommermonaten früh aufsteht und die Ruhe bei einer entspannten Joggingrunde genießen will, wird doppelt belohnt. Mir sind in diesem Jahr so egen 5.30 Uhr mehrmals Rehe und Rehböcke zwischen Südwäldchen und Strandübergang Oase begegnet. Ein magischer Moment, wenn sie nicht gleich die Flucht einschlagen, sondern sich nochmal neugierig zu einem umdrehen.

Wildtiere auf Sylt beobachten: Fasan versteckt im Dünengras am Strandübergang

Wildtiere auf Sylt beobachten: Fasan versteckt im Dünengras am Strandübergang

Rehbock zum Sonnenaufgang im Süden von Westerland

Rehbock zum Sonnenaufgang im Süden von Westerland

Rehbock in der Dünenlandschaft

Rehbock in der Dünenlandschaft

Kaninchen halten sich gerne in den Dünen auf

Kaninchen halten sich gerne in den Dünen auf

Schweinswale und Seevögel vom Strand aus beobachten

Am über 30 km langen feinen Weststrand von Sylt lässt es sich nicht nur herrlich baden im Sommer oder Wassersport betreiben. Auch Tierbeobachter kommen auf ihre Kosten. Kleine Sanderlinge flitzen am Flutsaum entlang auf der Suche nach kleinen Muscheln und Krebstieren. Möwen streiten sich bei Ebbe lauthals auf den Buhnen und jagen sich gegenseitig die größten Leckerbissen ab. Im Inselsüden an der Hörnum-Odde lassen sich in den Sommermonaten sogar Küstenseeschwalben beobachten. Beim Jagen über Wasser tauchen sie völlig ins Wasser ein und erbeuten kleine Fische und Krebstiere. Kaum zu glauben, dass diese Luftakrobaten wahre Rekorde brechen, was die jährlichen Entfernungen zu ihren Brutgebieten betrifft. Sie schafften 96.000 km im Jahr zwischen dem nördlichen und südlichen Polarkreis. Ein weiterer Vertreter der Seeschwalben ist die Brandseeschwalbe, welche sich durch ihren schwarzen Schnabel von der Küstenseeschwalbe unterscheidet und ebenfalls an der Hörnum-Odde zu finden ist.

Mit zu den schönsten Wildtiererlebnissen vor Sylt ist die Sichtung von Schweinswalen. Wer die Rückenflossen der kleinen Meeressäuger zum ersten Mal vor Sylt sieht, kann es zuerst kaum glauben und denkt an Delfine vor Sylt. Und sie lassen sich entlang der gesamten Küstenlinie zu jeder Tageszeit, vor allem in den Sommermonaten bis in den Oktober vom Strand aus beobachten.

Alle meine umfangreichen Tipps zur Beobachtung von Schweinswalen auf Sylt habe ich in einem detailliertem Beitrag zusammengefasst.

Sanderling zum Sonneruntergang

Sanderling zum Sonneruntergang

junge Möwen streiten sich auf der Buhne am Hauptstrand

junge Möwen streiten sich auf der Buhne am Hauptstrand

Brandseeschwalbe an der Südspitze von Sylt

Brandseeschwalbe an der Südspitze von Sylt

Zwei Schweinswale vor der Sylter Westküste

Zwei Schweinswale vor der Sylter Westküste

Leben im Priel – von Muscheln, Seesternen und Krebsen

Das stetige Kommen und Gehen des Wassers durch Ebbe und Flut, bringt viele Tiere zum Vorschein, die man auf den ersten Blick nicht sieht. In den Prielen halten sich gerne Wattbewohner wie Strandkrabben oder Taschenkrebse auf. Auch Seesterne und verschiedene Muscheln haben hier ihren Lebensraum und lassen sich bei Ebbe genauer betrachten. Vor allem im Königshafen vom Ellenbogen tummeln sich bei Ebbe jede Menge Krebstiere.

Strandkrabbe im Versteck

Strandkrabbe im Versteck

Wildtiere auf Sylt beobachten – geführte Touren und Wanderungen

Wer sich vor allem für die kleinen und etwas versteckten Wattbewohner interessiert, sollte unbedingt eine Wattwanderung im Nationalpark Wattenmeer auf Sylt mitmachen. Ganz wichtig: nie alleine ins Watt wandern gehen! Schneller als gedacht, verliert man die Orientierung, vor allem, wenn sich das Wetter schnell ändert.

Auf Sylt werden in Hörnum, Rantum, Morsum, Kampen und List Wattwanderungen angeboten. So unterschiedlich die Orte sind, so verschieden ist auch die Beschaffenheit des Wattbodens. Von Schlickwatt in Morsum und Keitum bis Sandwatt in Kampen und Hörnum. Für Kinder ab 6 Jahre werden auch  spezielle Kinderwattwanderungen angeboten.

Eine Wattwanderung ist ideal um die kleinsten Lebewesen genauer kennenzulernen

Eine Wattwanderung ist ideal um die kleinsten Lebewesen genauer kennenzulernen

Nicht nur Muscheln und Austern finden sich im Watt

Nicht nur Muscheln und Austern finden sich im Watt

Wattwanderer vor der Vogelkoje in Kampen

Wattwanderer vor der Vogelkoje in Kampen

Vogelbeobachtungen am Rantum Becken und an der Sylter Wattseite

Im Naturschutzgebiet Rantum-Becken hält sich eine enorme Vielzahl an Küstenvögeln auf. Über 30 verschiedene Arten brüten im Rantum-Becken und zum Vogelzug halten sich im Frühjahr und Herbst zehntausende Vögel in dem ehemaligen Wasserflugplatz auf. Abwechslungsreiche und sehr informative vogelkundliche Führungen werden vom Verein Jordsand durchgeführt.

Auf der Wattseite von Sylt veranstalten die Schutzstation Wattenmeer Führungen zur Keitumer Vogelwelt. In wunderschönen Formationsflügen fliegen riesige Schwärme von Knutts über Watt und Deich und lassen uns Menschen einfach nur staunen. Mit ganz viel Glück lässt sich im Frühjahr der Sandregenpfeifer erblicken. Vor 40- 50 Jahren war er noch häufig im Watt vertreten. In den letzten Jahren ist die Zahl der brütenden Vögel dramatisch gesunken und es gibt schätzungsweise nur noch 100 Brutpaare in Deutschland.

Am Deich zwischen Rantum-Becken und Keitum, Archsum und Morsum kann man natürlich auch bei einem Deichspaziergang oder eine Fahrradtour machen und dabei die Vogelwelt auf eigne Faust beobachten. Häufig wird man dabei auf viele Vogelkundler mit Spektiv treffen, die besonders die abgesperrten Brutgebiete im Auge haben.

Uferschnepfe am Rantum-Becken

Uferschnepfe am Rantum-Becken

Brandgänsepaar im Watt zwischen Rantum-Becken und Keitum

Brandgänsepaar im Watt zwischen Rantum-Becken und Keitum

Der kleine Sandregenpfeifer ist leider nur noch selten am Watt zu finden

Der kleine Sandregenpfeifer ist leider nur noch selten am Watt zu finden

wilde Tiere auf Sylt beobachten: Schiffsausflug zu den Seehundsbänken

Was wäre die Nordseeküste ohne die größten Raubtiere von Deutschland. Die bis zu 300 kg schwere Kegelrobbe kann mit etwas Glück auch im Hafen von Hörnum gesichtet werden. Auch der Kopf des kleineren Vertreters der Seehund, taucht vor allem an der Südspitze von Sylt häufig aus dem Wasser auf. Vor Hörnum hält sich mit ca. 1000 Tieren das größte Rudel an Seehunden in ganz Deutschland auf.

Eine gute Chance die Jäger der Nordseeküste in einer größeren Vielzahl zu sehen, ist eine Schiffstour zu den Seehundsbänken von List oder Hörnum aus.  Bei den Fahrten sollte man sich ruhig vorher den Tidekalender ansehen und mit den Fahrtzeiten abgleichen, denn die Wahrscheinlichkeit auf der Fahrt Seehunde zu sehen ist zwei bis drei Stunden vor und zwei bis drei Stunden nach Niedrigwasser am höchsten.

Kegelrobbe im Hörnumer Hafenbecken

Kegelrobbe im Hörnumer Hafenbecken

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Über die Autorin / Autoren

Als gebürtige Brandenburgerin arbeite ich dort, wo andere in Norddeutschland ihren Urlaub verbringen. Meinen Urlaub verbringe ich am liebsten als leidenschaftliche Wildlife Fotografin - zwischen A wie Afrika bis Z wie Zingst!