Aktualisiert am 21.12.2020

Mein absoluter Safari-Geheimtipp ist eine Radtour durch den Hell’s Gate Nationalpark in Kenia. Für alle, die etwas Nervenkitzel, hautnahe Tiererlebnisse und eine etwas andere Safari suchen, ist dieser kleine Nationalpark in der Nähe vom Lake Naivasha genau die richtige Adresse.

Zwischenstopp am Lake Naivasha

Wie die meisten Safariurlauber, habe auch ich eine mehrtägige Safari durch die unterschiedlichsten Nationalparks geplant. Die Entfernungen zwischen den großen bekannten Parks und Reservaten, wie zwischen Amboseli mit seinem Blick auf den Kilimanjaro und der Maasai Mara mit seiner Raubtierdichte, sind an einem Tag kaum zu schaffen. Ein Zwischenstopp am Lake Naivasha bietet sich immer an, um die Strecke ein wenig zu verkürzen. Der nur 68 km² große Nationalpark mit seinen markanten Felsformationen und Schluchten ist nur 20 km vom Naivasha See und ca. 90 km von Nairobi entfernt.

Zebras und Canyons im Hell's Gate Nationalpark

Zebras und Canyons im Hell’s Gate Nationalpark

Elsa´s Gate

Das Elsa´s Gate ist von Naivasha nur eine knappe halbe Stunde mit dem Auto entfernt. Am Eingang zahle ich den Parkeintritt ( 26 US $) und bekomme ein Mountain Bike (215 KES ca. 2,00 €). Beide Preise gelten für den gesamten Tag. Da ich am Morgen aus der Mount Kenya Region gekommen bin, war ich erst gegen 14 Uhr am Park. Eine Gebühr für einen halben Tag gibt es nicht.
Sicherheitshalber habe ich meinen eigenen Fahrradhelm mitgenommen. Vor Ort konnte ich keinen ausleihen. Generell empfehle ich bei der Radtour einen kleinen Rucksack mitzunehmen mit ausreichend  Flüssigkeit, einem Tuch oder Schal gegen die heißen Sandwinde und vielleicht einem Multitool, falls am Fahrrad etwas nachzustellen ist.

Nach einer kleinen Testrunde und einem kurzen Blick auf die ausgehängte Karte des Parks (ich hab sie mir dem Smartphone abfotografiert) geht es auch schon durch den Parkeingang, welcher nach der berühmten Löwin Elsa benannt wurde.
Wer die Geschichte der Löwin Elsa noch nicht kennt, den kann ich die Bücher von Joy Adamson wärmstens empfehlen. Sie sind auch eine tolle Reiselektüre für eine Keniareise.

Elsa Gate vom Hell's Gate Nationalpark

Elsa Gate vom Hell’s Gate Nationalpark

Im Hell’s Gate Nationalpark

Ich bin immer wieder überrascht, wie unterschiedlich die Nationalparks in Kenia aussehen. Zwei erloschene Vulkane formten diese Region mit den canoynartigen Felswänden und Schluchten. Ich trete ordentlich in die Pedale, während mir heißer Sand ins Gesicht weht. Unter meinen Fahrradreifen knirscht die Schotterpiste, auf der kein Mensch zu sehen ist. Es ist ein tolles Gefühl so unabhängig und frei durch die Wildnis zu radeln. Ich breche in Jubelgesänge aus, als hätte ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Zebra gesehen, als ich die ersten „Streifenpferde“ aus meinem Fahrradsattel entdecke. Sie schauen kurz auf und grasen weiter.

mit dem Rad zu Zebras und Gazellen

mit dem Rad zu Zebras und Gazellen

Zebras in Hell's Gate

Zebras in Hell’s Gate

Ich radel am „Fischer´s Tower“ einer 25 m hohen vulkanischen Säule vorbei, wo Klettern angeboten wird. Unterwegs begegne ich verschiedenen Antilopen und Gazellen. Geierperlhühner rascheln durch das trockene Gras. Ich möchte unbedingt zur Njorowa-Schlucht, wo eine Wanderung durch die bizarren Felswände möglich ist.

Fischer´s Tower

Fischer´s Tower

Unerwartete Straßenblockade

Am Horizont entdecke ich dunkle Punkte, die sich beim näher kommen als eine Herde Büffel entpuppen. Die über 20 Kopf starke Herde ist ganz gemächlich dabei meinen Weg zu überqueren. Jetzt wird mir aber schon ein wenig mulmig. Soll ich einfach so durch die Herde hindurch fahren? Ich versuche mich an all meine Tipps und Ratschläge zu erinnern, die ich während meiner vielen Pirschfahrten gesammelt habe, wohlgemerkt im Auto. Ein einzelner Büffel soll gefährlicher sein als eine ganze Herde, erinnere ich mich. Will ich das heraus finden? Auch wenn ich einen Fahrradhelm aufhabe, habe ich doch zu großen Respekt, um durch die Herde zu radeln.

Büffel voraus!

Büffel voraus!

Kleine Umwege

Es gibt noch eine Abzweigung, die sanft ansteigt oder ich drehe wieder um. Ich entscheide mich für die Abzweigung, wer weiß, was sich dort oben verbirgt.
In den unterschiedlichen Broschüren und Internetauftritten wird mal berichtet, dass es hier keine Raubtiere gibt und dann lese ich wieder von Löwen und Leoparden. Meine Büffelherde reicht mir vollkommen.
Auf meinem Weg nach oben sprintet eine Familie Warzenschweine mit hochgestellten Schwänzchen an mir vorbei. Als ich auf der Anhöhe angekommen bin, sehe ich, dass sich hier nur ein Campingplatz befindet, ansonsten ist es eine Sackgasse. Ich kehre um und sehe, wie sich der Himmel dunkel gefärbt hat. In der Ferne höre ich bereits Donner grollen. Langsam rolle ich den Weg runter und erstarre.

Büffel und Regen auf meiner Fahrradroute

Büffel und Regen auf meiner Fahrradroute

Blitze und Büffel

Die Herde Büffel ist in der Zeit weiter gezogen und hat sich nun auf den Ebenen links und rechts neben meiner Piste verteilt. Jetzt führt kein Weg dran vorbei. Ich muss durch die Büffelherde radeln!!! Okay! Cool bleiben. Langsam rolle ich den Hang runter. Alle, wirklich alle Büffel schauen mich an. Mir geht eine Szene aus „Jenseits von Afrika“ durch den Kopf, als Finch Hatton alias Robert Redford eine Büffelherde mit seinem Hut und einem beschwingtem „Schuhhh!“ verjagt. Ich bin weder Finch Hatton, noch traue ich mich das Experiment mit meinem Fahrradhelm zu testen. Ich stoppe und gebe den Büffeln Zeit sich ein Bild von mir zu machen. Am Himmel wird es in der Zeit immer dunkler und die ersten Blitze sehe ich über den roten Felsformationen. Ich nehme meinen Mut zusammen und fahre in normaler Geschwindigkeit auf die Büffel zu, als der Weg gerade von ihnen frei wird. Mein Herz pocht genauso laut wie der Donner in den Wolken. Ich radel tatsächlich nur wenige Meter an mehreren über 500 kg schweren Afrikanischen Büffeln vorbei. Mir geht ganz schön der Puls, während es langsam anfängt zu tröpfeln. Die Büffel schauen mich nur an und sehen in mir keinen Feind.

ein Gewitter zieht auf

ein Gewitter zieht auf

Unterschlupf

Der Regen setzt ein und es duftet nach feuchter Erde. Ich beschließe zurück zum Gate zu fahren. Unterwegs halte ich am Fischer´s Tower, in der Hoffnung einen Unterschlupf vor dem Regen zu finden. Zwischen den trockenen Felsspalten entdecke ich pummelige Klippschliefer, die den Regen abwarten. Leider gibt es keine Felsspalte, die groß genug für mich ist und mir Unterschlupf gewähren kann. Ich schwinge mich auf meinen nassen Fahrradsattel und erreiche durchnässt das Elsa´s Gate, wo anscheinend kein einziger Tropfen runtergekommen ist. Die Ranger freuen sich, als sie mich sehen. Regen ist sehr willkommen und nicht nur im Park dringend benötigt.

Klippschliefer in Hell's Gate

Klippschliefer in Hell’s Gate

Unterschlupf bei den Klippschliefern

Unterschlupf bei den Klippschliefern

Auch wenn ich nur einen Nachmittag im Hell’s Gate verbracht habe und ich es nicht mehr bis zur Wanderung durch die Schlucht geschafft habe, war der Besuch ein tolles Erlebnis. Ich kann mir gut vorstellen, beim nächsten Mal zwei anstatt nur einer Nacht in Naivasha zu bleiben, um einen ganzen Tag im Park mit dem Rad zu verbringen. Das lässt sich auch prima mit einer Bootstour auf dem Lake Naivasha kombinieren, die ich bereits zweimal gemacht habe.

 

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Über die Autorin / Autoren

Als gebürtige Brandenburgerin arbeite ich dort, wo andere in Norddeutschland ihren Urlaub verbringen. Meinen Urlaub verbringe ich am liebsten als leidenschaftliche Wildlife Fotografin - zwischen A wie Afrika bis Z wie Zingst!