Aktualisiert am 21.12.2020
Wer an Natur in Florida denkt, hat in der Regel den Everglades National Park im Kopf. Das tropische Marschland im Süden des Sunshine States hat wahrscheinlich auch deswegen jährlich über 1 Million Besucher. Doch direkt an den Everglades Nationalpark grenzt nördlich ein weiteres Schutzgebiet, das Big Cypress National Preserve. Ich habe beide Nationalparks an einem Tag besucht. Erfahre, welches der beiden mir am besten gefallen hat.
Inhaltsverzeichnis
- Big Cypress: Treffen der Vögel Floridas
- Das Ochopee Post Office – Das kleinste Postamt der USA
- Erste Sichtung von Alligatoren
- Nah-Begegnung mit einem Alligator …
- Ein Weg durch Sumpfzypressen
- 21 Meilen Loop Road entlang – Natur pur
- Unterwegs im Everglades National Park
- Entdeckung von Baby-Alligatoren
- Mein Fazit zu den beiden National Parks
Big Cypress: Treffen der Vögel Floridas
Von Naples aus, an der Westküste Floridas, geht es am Morgen auf der Route 41 (Tamiami Trail) zunächst Richtung Süden. Das Ziel an diesem Tag ist der Everglades Nationalpark, den ich bei meiner Florida Rundreise unbedingt besuchen möchte. Doch bevor ich diesen erreiche, muss ich den Big Cypress National Preserve durchqueren.
Nur wenige Kilometer vor der Parkgrenze zum Big Cypress steht eine Reihe Autos am Straßenrand. Was ist nur los? Rechts neben der Straße hat sich eine kleine Wasserstelle gebildet. Um diese herum tummeln sich eine stattliche Anzahl an Waldstörchen (oder auch amerikanischer Nimmersatt) und Silberreihern. Das Treffen der Vögel geht nicht gerade lautlos ab. Immer wieder treffen neue Vögel ein, machen anderen den Platz streitig, andere scheinen genug zu haben und machen sich wieder aus dem Staub. Dem wilden Treiben zuzusehen ist für die Zuschauer am Straßenrand genauso aufregend, wie für die Vögel selbst.
Endlich entdecke ich in der munteren Vogelschar auch einige Exemplare des Rosalöfflers, ich hatte sehr gehofft diesen interessanten Vogel in Florida zu entdecken. Markant ist der Schnabel des rosafarbenen Vogels, der vorne breit verläuft und einem Löffel ähnelt. Durch diesen verdankt der Vogel auch seinen Namen.
Der „Einstieg“ in das bekannteste Tierparadies von Florida ist schon einmal gelungen. Ich bin bereits gespannt, was mich als nächstes erwarten wird.
Das Ochopee Post Office – Das kleinste Postamt der USA
Kurz nach dem ich das „Big Cypress Swamp Welcome Center“ verlasse, dort habe ich mir eine Übersichtskarte von dem National Park geholt, steht an der rechten Seite der Route 41 eine Holzhütte. Das unscheinbare Häuschen ist aber etwas ganz besonderes, denn es ist das kleinste Postamt der USA. Ursprünglich war dieses Gebäude ein Lager für Bewässerungsrohre für eine benachbarte Tomaten Farm.
Nachdem das eigentliche Postamt von Ochopee bei einem Brand zerstört wurde, wurde das Lager im Jahr 1953 in ein Postamt umgewandelt. In das Häuschen passt gerade mal ein Postbeamter und bedient die umliegende Bevölkerung der Miccosukee und Seminole Indianer. Ich habe leider Pech, denn zu dem Zeitpunkt ist es geschlossen. Zu gerne hätte ich die berühmte Ochopee Postmarke ergattert.
Öffnungszeiten:
- Montag-Freitag: 08:00–10:00 Uhr und 12:00–16:00 Uhr
- Samstags: 10:00–11:30 Uhr
- Sonntag geschlossen
Adresse: 38000 Tamiami Trail E, Ochopee, FL 34141
Erste Sichtung von Alligatoren
Nach dem Postamt biege ich kurze Zeit später nach links in die Turner River Road ab. Hier gibt es einen kleinen Aussichtspunkt am H.P. Williams Roadside Park. Parallel zur Straße verläuft ein kleiner Fluss und auf der anderen Seite entdecke ich die ersten Alligatoren, die im Gebüsch nahe am Wasser bewegungslos liegen. Gerade so, als ob sie auf ihre Beute warten. Direkt unter der Aussichtsplattform entdecke ich ebenfalls einen Alligator im Wasser und eine Schlange im Gebüsch. So nah an den Wildtieren, wird es mir etwas unbehaglich.
Nah-Begegnung mit einem Alligator …
Ich fahre noch ein Stück den Turner River Road entlang. Hier gibt es nun keine gesicherten Plattformen mehr. Steige ich nun aus dem Auto, kann ich direkt auf einen Alligator treffen. Ich sehe einen Angler, der scheinbar vor hat am Fluss zu angeln – allerdings genau dort, wo sich auf einem Vorsprung ein Alligator sonnt. Ich halte kurz an, weil ich den Alligator unbedingt fotografieren möchte. Mit dem Angler komme ich ins Gespräch.
Ich frage ihn, ob es nicht gefährlich sei hier zu angeln, wo überall Alligatoren lauern. Er lächelt nur müde und erklärt mir, dass die Alligatoren mehr Angst vor uns haben und dass dieser vor uns direkt ins Wasser verschwindet, wenn wir uns nähern. Er lässt mich meine Fotos machen und beweist mir, das eben gesagte. Er nähert sich dem Tier, das blitzschnell ins Wasser springt und langsam davon schwimmt. Oh, wie aufregend!
Ich entscheide mich, die Straße zur Route 41 wieder zurück zu fahren. Nur wenige Meter auf dem Rückweg, entdecke ich eine Schildkröte auf einem Baumstamm mitten im Wasser. ich halte an. Mir ist allerdings unbehaglich durch das ca. 5 Meter Breite Gebüsch zu gehen, um das Tier aus näherer Distanz zu fotografieren. Ich habe immer noch die Schlange von vorhin im Kopf und der kleine Trampelpfad, der unter einem schattigen Baum endet, ist schwer einsehbar. Mein Papa meldet sich, dass er voraus geht, denn er hat keine Angst vor Schlangen. In leicht geduckter Haltung folge ich ihm. Auf einmal höre ich nur noch ein lautes Platsch. Irgendetwas ist ins Wasser gesprungen. Was es ist weiß ich im Moment nicht, denn in sekundenschnelle drehen wir um und laufen zurück zum Auto. Mein Papa ist der Meinung, dass er vermutlich einem Alligator auf den Schwanz getreten ist. Puh, was für ein Schreck!
Ein Weg durch Sumpfzypressen
Zurück auf der Route 41 ist der nächste Stopp der Kirby Storter Roadside Park, der auf der rechten Seite der Straße liegt. Ein schmaler angelegter Holzweg verläuft quer durch die großen Sumpfzypressen. Auch hier lässt sich gut die Tierwelt Floridas beobachten. Aber nicht nur das. Total schön finde ich die Sumpfzypressen, die überall im feuchten Nass stehen. Der Weg endet irgendwann an einem Aussichtspunkt und ich entdecke zwei kleine Alligatoren, die seicht durch das Wasser treiben.
21 Meilen Loop Road entlang – Natur pur
Als nächsten Tag möchte ich die sogenannte Loop Road entlang fahren, welche etwa 21 Meilen lang ist. Die Schotterstraße wurde mir im Visitor Center empfohlen. Es gibt immer wieder gute Haltepunkte, von wo man Alligatoren und auch Vögel beobachten kann. Leider habe ich den Abzweig verpasst und lande zunächst am Oasis Visitator Center. Auch hier gibt es über einer Wasserstelle einen Holzweg, von dem man was genau sehen kann? Genau Alligatoren!
Ich fahre die Route 41 wieder ein Stück zurück und biege dann an der Monroe Station (eine ehemalige Tankstelle) nach links auf eine Schotterpiste ab. Es passen nur knapp zwei Autos auf dieser Straße nebeneinander. Rechts und links ragen große Sumpfzypressen empor. Das Auge muss sich ständig zwischen der starken Sonne auf dem Weg und dem Schatten der Bäume gewönnen. Aber diese Art von Safari ist total spannend, denn immer wieder entdecke ich bei herabgelassenen Fenstern und Schrittgeschwindigkeit Alligatoren, die im Schatten der Bäume lauern. Alle paar Meter wird im Auto leise gerufen „Da ist einer!“. Auch gibt es auf der langen Strecke immer wieder Haltepunkte, wo nicht nur Alligatoren zu sehen sind, sondern auch Vögel wie Silberreiher, Fischreiher, Waldstörche, Kormorane oder andere Reiher und Vogelarten.
Die Loop Road zweigt übrigens wieder auf die Route 41 kurz vor der Grenze zu den Everglades.
Unterwegs im Everglades National Park
Kurz nach der Grenze der beiden National Parks befindet sich das Shark Valley Visitor Centers. Der wohl meist besuchte Ort des Everglades National Parks, da er sich direkt an der Route 41 befindet. Von Miami aus ist dieser Ort in etwa einer Stunde erreichbar. Auf einem betonierten 24 km langen Rundweg, an deren Biegung sich ein Aussichtspunkt befindet, hat man die Möglichkeit zu Fuß in die Natur der Everglades einzutauchen. Natürlich ist dies nur ein klitzekleiner Teil des gesamten Everglades National Parks, der sich über den gesamten Süden Floridas erstreckt.
Führungen mit einem Ranger, eine Rundfahrt mit einer Tram oder sogar eine Fahrradtour sind ebenfalls möglich. Noch bevor wir den Parkplatz erreichen wird allerdings eine Eintrittsgebühr verlangt. Auch tummeln sich hier wesentlich mehr Menschen als noch im Big Cypress. Ich entscheide mich für eine kleine Fußwanderung. Leider schaffe ich es nicht mehr den gesamten Rundweg zu absolvieren. Zu viel Zeit habe ich im Big Cypress verbracht.
Was mir hier gleich auffällt ist, wie wahnsinnig nahe die Alligatoren am Weg liegen und ohne, dass jegliche Barriere zwischen Tier und Mensch besteht. Ich kann sie quasi anfassen, was ich aber natürlich nicht tue. Da die Tiere aber seelenruhig und regungslos dort entspannen, verliert man aber auch leicht das Gefühl von Gefahr. Auf einmal reißt ein Alligator hinter mir das Maul weit auf. Noch bevor ich mich umdrehen kann, ist es aber auch wieder bereits geschlossen. Von wegen ist hier alles gefahrlos.
Entdeckung von Baby-Alligatoren
Zum besonderen Highlight im Everglades National Park zählt definitiv die Entdeckung der zwei kleinen, ganz jungen Alligatoren. Sie liegen leicht im Gras versteckt, genauso regungslos wie auch die großen Tiere. Während ich versuche die kleinen Tieren, welche noch goldene Streifen auf Rücken tragen, mit der Kamera einzufangen, werfe ich immer wieder den Blick aufs Wasser. Nicht, dass auf einmal die Mutter aus dem Wasser springt und mich ihren Jungen zum Frass vorwirft.
Mein Fazit zu den beiden National Parks
Obwohl ich nicht wirklich viel Zeit im Everglades Nationalpark verbracht habe, kann ich beide National Parks gleich gut empfehlen. Der Big Cypress National Preserve hat mir sogar noch einen Ticken besser gefallen. Das liegt zum einen daran, dass dieser nicht so überlaufen war und auch keinen Eintritt gekostet hat.
Generell ist es ratsam beide National Parks in Florida im Winter zu besuchen. Zu dieser Zeit ist es feuchter und nicht so trocken wie im Sommer. Je wasserreicher die Parks sind desto näher kommen die Alligatoren auch an die Straßen heran. Des Weiteren überwintern viele Vögel in Florida, weshalb der Artenreichtum zu dieser Jahreszeit auch wesentlich höher ist als im Sommer.
Über die Autorin / Autoren
Bereits seit 20 Jahren ist Berlin meine Wahlheimat und ich liebe die abwechslungsreichen Facetten der Stadt. Regelmäßig zieht es mich zusammen mit meiner Kamera aber auch in die nahe Umgebung oder in die Ferne!
Hallo Anja,
Da hast Du sehr viele Tiere gesehen, Anja. Uns hat übrigens Big Cypress auch besser gefallen als der Nationalpark. Dort war uns zu viel Trubel, vielleicht mit Ausnahme der Region um Everglades City. Dort hat uns besonders die Bootstour gefallen (keine Airboat Tour, sondern eine, bei der die Tiere nicht durch den Lärm verjagt werden).
Liebe Grüße,
Monika
Hallo Monika,
danke. Ich hätte auch auf eine Bootstour mit Propelern verzichtet, da diese stark in das Ökosystem eingreifen bzw. zerstören. Das heißt du also genau richtig gemacht ;-)
LG Anja
Lebendige Dinosaurier-Parks, wenn man es so will: Vögel sind die letzten, dino-ähnlichen Nachfahren dieser Urviecher und Alligatoren dürften in etwa parallel mit eben jenen entstanden sein. Ich kann deine Faszination nach einem Tag in diesem Wildlifeparks komplett nachvollziehen. =)
Hallo Julia,
ja, es ist wie das Abtauchen in eine andere Welt, total spannend :-)
LG Anja
Hallo Anja,
obwohl ich kein USA Fan bin, reizt mich die Natur und somit die Nationalparks sehr. Alligatoren üben auch eine bipolare Faszination auf mich aus. Spannende Tier. Als Babys super süß: Mini Drachen. Aber einem ausgewachsenen Tier möchte ich nicht auf den Schwanz treten ;-)
Wieder großartige Fotos, die du mitgebracht hast!!!
Liebe Grüße
Sabine
Hallo Sabine,
vielen Dank.
LG Anja