Aktualisiert am 21.12.2020

Neben den wunderschönen Stränden von Ghana, erinnern Orte wie Cape Coast und Elmina auch an die düstere Vergangenheit des Landes.

Entlang der Küste von Ghana gibt es über 30 Festungen. Galten Sie anfangs als Handelszentren, wurden später größtenteils von ihnen Afrikaner in Richtung Amerika verschifft. Wenn die Menschen die lange und qualvolle Überfahrt überlebten, wartete ein erbarmungsloses Leben in der neuen Welt auf sie. Aber das lange Warten in den Festungen selbst, war für die Menschen einfach nur grausam und unwürdig.

Zu einer der bekanntesten Burgen gehört Cape Coast Castle in Cape Coast. Als ich das erste Mal in Ghana war, habe ich diese aber auch die nicht weniger bekannte Elmina Castle besucht. Der Besuch dort war mehr als prägend für mich. Noch heute läuft mir ein Schauer über den Rücken, wenn ich daran zurück denke.

Cape Coast Castle – Größtes Zentrum für den Sklavenhandel

Die Festung wurde im Jahr 1653 von Schweden errichtet und diente vorerst als Handelszentrum. Die Dänen eroberten die in 1663 und dann im Jahr 1664 die Britten. Cape Coast Castle gehörte zum größten Sklaven-Umschlagsplatz der Welt. Mittlerweile steht die Burganlage auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes.

Während einer Führung in Cape Coast Castle gelangt man in die Kerker tief unter der Festung. Ich stehe im Dämmerlicht und versuche mir die Situation vorstellen, die der Guide unserer Gruppe schildert. Zur damaligen Zeit gab es hier unten kein Licht.

Bis zu 2000 Menschen verharrten damals hier ohne Kleidung und in völliger Dunkelheit aneinander gekettet. Sie sahen während ihrer „Wartezeit“ keinen einzigen Sonnenstrahl. Es gab keine Sitzgelegenheiten oder Schlafplätze, sondern nur den kalten und harten Steinboden. Es gab keine Örtlichkeiten, wo man sein alltägliches „Geschäft“ verrichten konnte. Essen wurde den Menschen quasi vor die Füße geworfen. Dieses Martyrium zog sich bis zu 3 Monate hin, bevor die Überlebenden gebrandmarkt auf die Schiffe verladen wurden.

Während der Erzählung bricht jemand aus der Gruppe in Tränen aus und auch mir ist nicht wohl zu Mute.

Es geht wieder nach oben. Endlich wieder Tageslicht! Die Führung geht weiter zu einem Tor das nach draußen zum Strand führt. Über der Tür steht „door of no return“. Hat man diese Tür damals durchschritten, gab es keinen Weg mehr zurück. Man verließ nicht nur die Festung – man verließ festen Boden und man verließ sein Heimatland für immer. Haben die Menschen damals erahnen können, was auf sie zukommen wird? Ich weiß es nicht. Wir kehren wieder durch das Tor zurück und unser Guide erzählt uns noch etwas zu den Verteidigungsanlagen bevor die Führung endet.

In der Festung selbst gibt es noch eine Ausstellung mit vielen interessanten Informationen zur Geschichte und zum Sklavenhandel.

Cape Coast Castle in Ghana

Cape Coast Castle in Ghana

Innenhof von Cape Coast Castle

Innenhof von Cape Coast Castle

Cape Coast Castle mit Blick auf Meer

Cape Coast Castle mit Blick auf Meer

Cape Coast Castle

Cape Coast Castle

Am Strand von Cape Coast

Am Strand von Cape Coast

Blick auf den Strand von Cape Coast

Blick auf den Strand von Cape Coast

Cape Coast

Cape Coast

Elmina Castle – Vom Handeln mit Menschen zum Menschenhandel

Mit dem Taxi geht es von Cape Coast weiter Richtung Elmina. Die Fahrt dauert in etwa 35 – 40 Minuten und führt direkt an der Küste lang. Schon aus der Ferne erblicke ich Elmina Castle, welche im strahlenden gefleckten Weiß direkt am Meer thront.

Am Eingang werde ich von einem Ghanae nach meinem Namen gefragt. Ich weiß nicht genau wofür und warum, aber ich gebe ihn diesen.

Auch in Elmina Castle (Fort São Jorge da Mina) mache ich eine Führung mit. Die Festung wurde im Jahr 1482 von Portugiesen gebaut und war anfangs in erster Linie ein Handelszentrum mit den Einheimischen. Erst später wurden auch hier Sklaven gefangen gehalten und in Richtung Amerika verschifft.

Anders als in Cape Coast, waren die Zellen, in der die Menschen zusammen gepfercht worden sind, nicht direkt unter der Festung. Die Lebensbedingungen waren aber ähnlich bis gleich. Und auch hier gibt es ein Tor, durch das man nicht mehr zurückkehrt.

Von der Festung selbst hat man einen schönen Blick auf die kleine Stadt Elmina. Viele Fischerboote kehren in der Abendsonne in den kleinen Hafen zurück und es macht Spaß dem bunten Treiben zuzuschauen.

Elmina Castle in Ghana

Elmina Castle in Ghana

Innenhof von Elmina Castle

Innenhof von Elmina Castle

Sklavenraum in Elmina Castle

Sklavenraum in Elmina Castle

Blick auf Elmina

Blick auf Elmina

Elmina Castle in Ghana

Elmina Castle in Ghana

Blick auf die Stadt Elmina

Blick auf die Stadt Elmina

Kanonen in Elmina Castle

Kanonen in Elmina Castle

Persönliches Souvinier aus Ghana

Als ich die Festung wieder verlasse, kommt der Ghanae, der mich nach meinem Namen gefragt hat, wieder auf mich zu. Er hält eine große Muschel in der Hand. Auf dieser steht in dicker schwarzer Schrift geschrieben „To my dear friend Mrs. Anja from Isaac. Have a good trip @ Elmina Castle“.

Er möchte mir die Muschel als Erinnerung schenken. Statt Geld für sich, wünscht er aber eine Spende für eine Charity Organisation. Ich weiß nicht, ob das Geld wirklich für einen wohltätigen Zweck ist. Aber ich drücke ihm dankend ein paar Cedi in die Hand und freue mich über das persönliche Souvenir.

Muschel Souvenir aus Elmina

Mein persönliches Souvenir aus Elmina

Auch wenn der Besuch beider Sklavenburgen nicht unbedingt zu den schönsten Sehenswürdigkeiten gehört, zählen sie doch zu den beeindrucktesten. Ich empfehle jedem, der Ghana einmal besucht, diese beiden Festungen mit auf die Liste zu nehmen.

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Über die Autorin / Autoren

Bereits seit 20 Jahren ist Berlin meine Wahlheimat und ich liebe die abwechslungsreichen Facetten der Stadt. Regelmäßig zieht es mich zusammen mit meiner Kamera aber auch in die nahe Umgebung oder in die Ferne!