Aktualisiert am 30.12.2020

Norwegen ist nicht nur ein Land mit vielfältiger Landschaft, es bietet auch kulinarisch eine große Bandbreite. Mit einer Küstenlänge von über 25.000 km ist die norwegische Küche vor allem vom Meer geprägt. Was es neben Lachs und Stockfisch noch zu probieren gibt, habe ich hier zusammengestellt.

Direkt vom Kutter auf den Teller

Für viele Norwegenreisende steht Fisch, vor allem Lachs und Kabeljau auf der Essenswunschliste. Am liebsten sogar selbst geangelt. Mit dem in Norwegen geltenen Jedermannsrecht (norwegisch allemannsretten) ist das auch kein Problem. Jeder darf Pilze oder Muscheln sammeln und in Salzwasser angeln. Für Süßwasser fällt lediglich eine kleine Gebühr an. Wer nach seinem Abendessen nicht so gern die Angelrute auswerfen möchte, sollte unbedingt die großen Fischhallen, zum Beispiel in Bergen am Hafen besuchen. Auch die Fischtheken in den Supermärkten sind so gut bestückt, wie ich es in Deutschland nur aus Feinkostgeschäften kenne. Eine noch viel schönere Variante ist der Einkauf direkt vom Kutter. Einfach eine Tüte frischer Eismeergarnelen (norwegisch Reker) für daheim kaufen, genauso wie es die Anwohner in Oslo nach der Arbeit machen. In Oslo bin ich am Hafen, gegenüber vom Rathaus fündig geworden.

Anleitung zum Eismeergarnelen pulen

Wer nun vor seinem Tütchen Eismeergarnelen sitzt und nicht so recht weiß, wie er sie am geschicktesten essen soll, für den habe ich hier die richtige Schnellanleitung.

  1. Als erstes den Kopf abdrehen
  2. Nun die Beine und den Rogen entfernen
  3. Zum Schluss einfach nur den Schwanz abziehen. Fertig!

Cod is great – eine Ode an den Kabeljau

Ich muss ehrlich gestehen, ich bin kein großer Fischesser aber in Norwegen fiel es mir nicht schwer über meinen kulinarischen Schatten zu springen. Vor allem ein Fisch hat mich begeistert. Der Kabeljau. Das weiße Fleisch ist fest und zugleich zart und aromatiach. Vor allem gebraten ist ein Stück Kabeljaufilet ein Genuss. Eine der Kabeljauregionen sind die Lofoten. In den Wintermonaten von November bis April ist die Fangsaison für den Skrei. So wird der Winterkabeljau genannt. Der Skrei schwimmt im Januar aus der Barentsee hoch oben in Nordnorwegen in die Lofoten. Im April kehrt er wieder zurück in das Randmeer des Arktischen Ozeans und hat damit 800 km hinter sich gebracht. Durch seine Wanderungen erhielt er auch seinen Namen. Auf norwegisch heißt wandern å skride.

Eismeergarnelen vom Kutter in Oslo

Eismeergarnelen vom Kutter in Oslo

Sami Rentier-Eintopf „Bidos“

Norwegen hat nicht nur Küste und Meer, sondern auch viel Wald. So wundert es nicht, dass viele Wildfleischspezialitäten angeboten werden. Von Elchsalami bis Rentierwurst. Wobei ich sagen muss, die Elchsalami schmeckt sehr – sagen wir mal – animalisch.

In Tromsø besuchte ich die Sami und probierte ihren auf offenem Feuer gekochten traditionellen Eintopf „Bidos“ mit Rentierfleisch. Es schmeckt nicht so „wild“ wie Elch, sondern milder aber würzig. Wer gerne Wild isst und den Geschmack von Wildschwein und Reh mag, sollte es versuchen.

Rentiereintopf bei den Sami in Tromsö

Rentiereintopf bei den Sami in Tromsö

Waffeln mit Brunost

Immer wenn ich in Norwegen bin, freue ich mich auf den braunen Käse. Der Brunost ist ein gerahmter Molkekäse aus Ziegenkäse und Kuhsahne. Ich esse ihn am liebsten auf dunklem Brot. Die Norweger legen die Brunostscheiben sehr gern auf warme Waffeln. Ich esse beides gern, Waffeln und braunen Käse. Mit etwas Glück gibt es den Brunost auch an gut sortierten deutschen Käsetheken zu kaufen. So lässt sich ein beliebtes norwegisches Dessert auch außerhalb von Skandinavien genießen.

Norwegen kulinarisch: Waffeln mit braunen Käse

Norwegen kulinarisch: Waffeln mit braunen Käse

Vom Kvæfjordkake und weiteren süßen Sünden

Verdens beste, also Weltbester, so nennen die Norweger den beliebten Kvæfjordkake. Dem Nationalkuchen von Norwegen habe ich bereits einen eigenen Beitrag gewidmet. Auch sehr köstlich und nicht weniger beliebt, sind die duftenen Zimtschnecken oder Zimtbrötchen in Norwegen.

Die typischen Skillingbolle – ein traditionelles ballförmiges Zimtgebäck – wird vor allem in Bergen angeboten. Der Name des Gebäcks beruht auf die alte Währung Schilling. Allerding kostet ein Skillingbolle schon lange nicht mehr einen Schilling. Das Rezept ist einige hundert Jahre alt und seit 1893 produziert die Bäckereikette „Baker Brun“ in Bergen diese verführerischen Gebäckteilchen. Jährlich werden über eine Millionen Stück in ihren derzeit 13 Filialen verkauft.

Kanelbolle - Norwegens süße Seite

Kanelbolle – Norwegens süße Seite

Baker Brun in Bergen´s Stadtteil Bryggen

Baker Brun in Bergen´s Stadtteil Bryggen

Mein Restaurant-Tipp: Restaurant Egon

Die norwegische Restaurantkette Egon habe ich bei meinem ersten Besuch in Tromsø kennengelernt. Mittlerweile habe ich auch in Oslo zwei weitere der beliebten Restaurants besucht. Das besondere an den Restaurants mit internationaler Karte ist das Konzept. Unter der Woche ist häufig freie Sitzplatzwahl, wobei sich der Besucher am Eingang auch direkt die Speisekarte mit an den Tisch nimmt. An den Wochenenden wird man in der Regel platziert und es empfiehlt sich eine Tischreservierung. Jeder Tisch hat eine Nummer, die sich der Gast unbedingt merken sollte. Sie ist gut deutlich an der Tischplatte angebracht. Die Bestellung gibst du am Tresen auf und es wird auch sofort bezahlt. Die Getränke nimmt der Gast von dort gleich mit an seinen Tisch. Die Speisen müssen aber nicht am Küchenpass abgeholt werden, sondern werden serviert. Das Konzept funktioniert auch bei mehreren Gängen, zum Beispiel bei Vorspeise und Hauptgang.

Was mir besonders gefällt ist die unkomplizierte Art und für norwegische Verhältnisse ist es hier fast schon günstig essen zu gehen. Das Egon ist bei Norwegern sowie bei Touristen beliebt. Ich finde die rustikale Ausstattung auch sehr gelungen. Sie spiegelt häufig den jeweiligen Ort wieder. So sitzt der Gast in Tromsø zwischen alten Holzski in kleinen Nischen. In Oslo, in Bahnhofsnähe nimmt man sein Essen in historischen Bahnabteilen ein.

Abendessen im Restaurant Egon in Tromsö

Abendessen im Restaurant Egon in Tromsö

Schuss zum Schluss

Welche Spirituose verbindet man automatisch mit Norwegen? Natürlich den Linie Aquavit! Seinen Namen verdankt sie der Lagerung. In alten Sherryfässern aus Eichenholz geht es für 19 Monate auf Schiffen über den Äquator (Linie). Damit schmeckt der Kümmelbrand deutlich milder als andere Aquavite. Noch heute werden auf den Rückseiten der Flaschenetiketten der Name des Schiffes und die genaue Reisezeit vermerkt. Die Linie wird in Norwegen bei Raumtemperatur getrunken und nicht wie in Deutschland üblich, eisgekühlt in kalten Gläsern.

 

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Über die Autorin / Autoren

Als gebürtige Brandenburgerin arbeite ich dort, wo andere in Norddeutschland ihren Urlaub verbringen. Meinen Urlaub verbringe ich am liebsten als leidenschaftliche Wildlife Fotografin - zwischen A wie Afrika bis Z wie Zingst!