Aktualisiert am 06.11.2022

Die zweitgrößte Stadt Norwegens bietet sich ausgezeichnet als Städtetrip im Winter an. Bergen ist Start- und Endpunkt der Hurtigrutenschiffe und lässt sich damit prima kombinieren. Ich habe zwei Nächte nach meiner Reise auf der Postschiffroute in der statistisch regenreichsten Stadt Europas verbracht. Warum Regen im Winter nicht schlimm ist und viele weitere winterliche Erlebnisse liest du hier.

Bryggen – das Gesicht von Bergen

Bergens Hafenfront mit seinen bunten Holzhäusern ist das Wahrzeichen der Stadt. Das letzte Überbleibsel aus der Zeit der Hanse ist UNESCO Weltkulturerbe. Jeder der nach Bergen reist, möchte nur zu gern an den charismatischen Häsuern entlang schlendern. Der Baustil und das Flair hat mich sehr an die Hansestädte Bremen, Lübeck oder Wismar erinnert. Wer mehr über Bergen und die Hanse erfahren möchte, der sollte das hanseatische Museum besuchen. Ab Oktober 2018 ist es jedoch für 6 Jahre wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.

Zwischen den bunten Holzhäusern mit den Geschäften „Bryggen Husfild“ und „Julehuset“ gibt es einen kleinen unscheinbaren Durchgang. Hier geht es in die schmale Gasse „Bellgården“. Es riecht nach altem nassen Holz, welches bei jedem Schritt unter meinen Stiefeln knarzt. In den schiefen Häusern lassen sich kleine Geschäfte, Restaurants und Galerien entdecken. Ich bin hier fast alleine unterwegs und kann in Ruhe fotografieren und stöbern. In den Sommermonaten wird hier mit Sicherheit ordentlich Touristenverkehr sein. Aber jetzt im Winter ist es sehr angenehm.

hanseatisches Flair in Bergen

hanseatisches Flair in Bergen

angenehm leer - Bryggen im Winter

angenehm leer – Bryggen im Winter

schmale Gassen in Bryggen

schmale Gassen in Bryggen

Bryggen sieht rot

Bryggen sieht rot

das hanseatische Museum

das hanseatische Museum

Schmale Gassen, Streetart und Strippenbusse

Wer sich, wie ich gerne in einer Stadt treiben lässt ohne gehetzt zu werden, ist in Bergen genau richtig. Ich habe mich sofort wohl gefühlt und bin ganz angetan von den schmalen Gassen und den hübschen und gepflegten Holzhäusern, zum Beispiel in der Lille Øvregaten. Ganz in Hafennähe spaziere ich zwischen Nøstegaten und Sankt Hansstredet. Beim Fotogafieren treffe ich einen Anwohner mit dem ich schnell ins Gespräch kam. Er freute sich, dass mir die bunten Wohnhäuser so gefielen und war überhaupt nicht genervt, dass ich hier fotografiere.

Aber Bergen ist auch kontrastreich. Die Grieghalle in der 23 Nygårdsgaten ist so ein passendes Beispiel. Die gläserne Konzerthalle und Heimat des Philharmonischen Orchesters Bergen ist aus dem Jahr 1978 und befindet sich neben dem KODE Kunstmuseum. Hier fallen mir auch die vielen Studenten auf und Bergen fühlt sich hier wie eine Großstadt an. Zehn Prozent der Bevölkerung in Bergen sind Studenten, womit sie das Stadtbild stark prägen.

Wie in vielen Großstädten, sticht mir auch in Bergen Streetart ins Auge. Ob klein und etwas unscheinbar oder als großes Mural. Von lustig und niedlich bis tiefgreifend und brutal. Ich bin fasziniert von der Fülle und erlebe ein weiteres Gesicht von Bergen.

Auf meiner Erkundungstour durch das winterliche Bergen fallen mir Oberleitungen über der Straße auf, die ich sonst nur aus unserer Heimatstadt Eberswalde kenne. Tatsächlich in Bergen fahren auch „Strippenbusse“. In Bergen heißen sie Trolleybuss. Bei meiner Recherche erfahre ich, dass es eine Route mit einer Streckenlänge von 7,2 km gibt. Es ist der letzte Oberleitungsbus-Betrieb in ganz Norwegen. In ganz Skandinavien gibt es nur noch in Landskrona in Schweden einen weiteren O-Busbetrieb.

Holzhäuser in der Lille Øvregaten

Holzhäuser in der Lille Øvregaten

Grieghalle

Grieghalle

Streetart und Oberleitungsbusse in Bergen

Streetart und Oberleitungsbusse in Bergen

Das National Theater in Bergen mit Streetart in der Sverres gate

Das National Theater in Bergen mit Streetart in der Sverres gate

Bergen ist bergig

Bei meinen zweieinhalb tägigen Aufenthalt, habe ich es leider nicht geschafft einen der sieben Berge zu Fuß erklimmen. Løwstakken, Ulriken, Lyderhorn, Sandviksfjellen, Fløyfjellet, Rundemannen, und der Damskårfjellet umgeben Bergen und werden von den Anwohnern zu jeder Jahreszeit bewandert.  Dafür kam ich in der Stadt ganz schön ins schwitzen. Einige Straßen sind so steil, dass ich mich fast wie in San Francisco fühle.

steile Straße in Bergen

steile Straße in Bergen

Fløibahn zum Panoramablick über Bergen

Neben dem Stadtteil Bryggen ist die Standseilbahn auf den Fløyen eine weitere der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Bergen. Nur sechs Minuten dauert die Fahrt von der Talstation mitten im Zentrum zur 320 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Plattform. Um Wartezeiten am Ticketschalter zu verkürzen, wird empfohlen sein Ticket breits online zu bestellen. Unter der Woche im Winter ist das aber nicht notwendig. Auf der Fahrt nach oben sitzen gerade einmal acht weitere Passagiere, davon vier Kinder mit Schlitten.

Die kurze Fahrt in dem gläsernen Wagen ist schon ein Highlight für sich. Die Aussicht auf das winterliche Bergen ist bereits von hier aus fantastisch. Oben angekommen, erwartet mich ein „Winterwonderland“ und ich wünschte, ich hätte auch einen Schlitten dabei. Der Schnee liegt meterhoch und langsam schiebt sich die Sonne durch die Wolkendecke. Der Blick über Bergen ist grandios, vor allem die großen Fährschiffe stechen sofort ins Auge. Von hier oben sieht es weißer aus, als wenn ich unten durch die Straßen laufe.

Winterspaziergang auf dem Fløyen

Nicht nur der Panoramablick hat mich auf den Fløyen gelockt, sondern auch das Naturgebiet mit seinen Wanderwegen. Ich folge den Schildern für den kleinen Rundwanderweg. Es geht durch einen Winterwald, wie er im Buche steht. Vor mir erstreckt sich eine riesige Schneefläche. Darunter verbirgt sich der Skomakerdiket, ein kleiner See, der nun unter den Schneemassen verschwunden ist. Kaum eine Menschenseele ist hier und ich umrunde den kleinen See und bleibe immer wieder staunend stehen. So viel Schnee! Ich muss mich auf den Rücken werfen und einen Schnee-Engel machen!

Auf dem Weg gibt es immer wieder lustige Schilder wie: „Danger witch cooking“ oder „Please, don´t care the baby Dinosaurs“. Was es mit den Schildern auf sich hat, konnte ich nicht ausfindig machen aber sie gaben dem hübschen Winterwald etwas märchenhaftes.

Nach meinem Winterspaziergang kehre ich im Fløistuen Café ein. Neben Souvenirs bekomme ich auch einen heißen Tee und eine warme Zimtschnecke. Genau die richtige Stärkung! Das Restaurant Fløien Folkerestaurant und der Wurstimbiss Pølseboden waren bei meinem Besuch geschlossen.

Talstation im Zentrum von Bergen

Talstation im Zentrum von Bergen

Blick aus dem Wagen der Fløibahn

Blick aus dem Wagen der Fløibahn

Aussichtsplattform auf dem Fløyen

Aussichtsplattform auf dem Fløyen

Panoramablick über Bergen

Panoramablick über Bergen

Bergen im Winter mit viel Schnee

Bergen im Winter mit viel Schnee

Wanderweg auf dem Fløyen

Wanderweg auf dem Fløyen

Wo ist der See?

Wo ist der See?

Winterwonderland zum Verlieben

Winterwonderland zum Verlieben

Bergen im Winter kulinarisch

Norwegische Küche

Die norwegische Küche ist geprägt von Fisch und Meersfrüchte. Direkt am Hafen befindet sich der große Fischmarkt (Torget und Strandkaien) mit einer unfassbaren Auswahl. Ob Muscheln oder ganze Königskrabben, hier wird jeder Fischliebhaber glücklich. Für alle, die nicht unbedingt ein Stück Fisch oder ähnliches auf dem Teller haben möchten, sollten trotzdem ruhig vorbei schauen. Die Auswahl ist imposant.

Für alle Naschkatzen darf natürlich eine typische norwegische Zimtschnecke nicht fehlen. In der Bäckereikette Baker Brun (Bryggen 47) bin ich fündig geworden. Eine „Skillingsboller“ ist das Aushängeschild. Aber es kann passieren, dass sie am Nachmittag bereits ausverkauft ist und das sogar im Winter!! Ich bin dann am nächsten Tag etwas früher in die Filiale gegangen und dann gab es noch welche.

Internationale Küche

In Bergen lässt es sich auch ausgezeichnet in internationalen Restaurants speisen. Schon vor meinen Besuch habe ich mir das lateinamerikanische Restaurant „Salsa“ (Neumanns Gate 25) ausgesucht. Die Salsa Fajita Combo und dazu ein paar köstliche Cocktails lassen sich in der lässigen Atmosphäre gut essen. Das Restaurant liegt im Keller und ist relativ dunkel eingerichtet mit viel mexikanischem Ambiente. Dazu läuft natürlich Salsa Musik. Ganz nach meinem Geschmack!

An meinem zweiten Abend bin ich zufällig im thailändischen Restaurant „Samrabthai“ (Olav Kyrres Gate 28) gelandet. Das Essen ist sehr schön authentisch und viele Norweger machen sich hier einen netten Abend. Es ist modern und leicht asiatisch ohne viel Kitch eingerichtet.

Es gibt natürlich viel mehr Restaurants, die sich in Bergen lohnen.

Fischtheke am Fischmarkt in Bergen

Fischtheke am Fischmarkt in Bergen

Mit der Bergenbahn von Bergen nach Oslo

Es gibt viele Möglichkeiten nach Bergen zu gelangen bzw. wieder abzureisen. Per Flieger, mit der Fähre, mit dem Auto oder eben mit der Bahn. Wer gern entspannt reist und sich dabei eine der schönsten Bahnstrecken Nordeuropas nicht entgehen lassen möchte, der sollte sich für eine Reise mit der Bergenbahn entscheiden. Ich habe mich bewusst für diese Art zu reisen entschieden und bin die komplette Strecke von Bergen über die Hochebene Hardangervidda nach Oslo gefahren. Die Fahrt dauert ca. sieben Stunden. Das klingt zum Anfang ganz schön lang. Aber der Blick nach draußen lässt die Zeit nur dahin fliegen. Die scheinbar nicht endene Winterlandschaft hat mich die gesamte Fahrt begeistert. Wer Zugfahren in Deutschland bei extremen Witterungsverhältnissen kennt, wird über die Professionalität der norwegischen Züge einfach nur staunen. Eingeschneite Gleise sind kein Problem und mit den entsprechenden Maschinen schnell geräumt.

Mein Bahnticket habe ich weit vor meiner Reise online gebucht. Das Onlineticket ist auch günstiger, als im Zug. Für die Fahrt habe ich mir ein 1. Klasse Ticket gegönnt. Damit sind heiße Getränke während der Fahrt inklusive. Es ist sinnvoll sich seinen Sitzplatz bei der Ticketbuchung auszusuchen. Der Zug wird auch im Winter gern von internationalen Touristen gebucht.

Bahnhof in Bergen

Bahnhof in Bergen

Meine Bergen im Winter Tipps

  • Auch bei einem Städtetrip sind warme und vor allem wasserdichte Winterschuhe wichtig. Der nasse zusammengeschobene Schnee liegt an den Kreuzungen und schnell kann man ohne gutes Schuhwerk feuchte Socken bekommen. Ich habe auch immer Spikes in der Tasche, die sich schnell und einfach über die Winterschuhe ziehen lassen. Viele Fußwege sind nicht geräumt, sondern mit Split gestreut. Trotzdem sind sie spiegelglatt, gerade wenn sie angetaut sind.
  • Bei meinem Besuch hatte ich nur an einem Vormittag etwas Nieselregen. So viel zur regenreichsten Stadt Europas! Da habe ich mich für die Fahrt auf den Fløyen entschieden. Dort oben hat es nicht geregnet, sondern geschneit. Schneeflocken sind doch der schönere Regen!
  • Wer sich für eine Reise mit der Bergenbahn entschiedet, der sollte seine Abfahrtszeit im Winter an den Sonnenaufgang anpassen. Ich bin um 10 Uhr abgefahren, um die gesamte Strecke im hellen zu sehen.
  • Das ist jetzt kein spezifischer Tipp für Bergen aber einen guten Wetterbericht kann man gerade im regenreichen Bergen gut gebrauchen. Die norwegische Wettervorhersage auf yr.no ist präzise nach Stunden aufgeteilt. Sie ist u.a. in norwegisch und englisch verfügbar. Ich nutze die Wettervorhersage aufgrund seiner Genauigkeit auch im täglichen Leben außerhalb von Norwegen.

 

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Über die Autorin / Autoren

Als gebürtige Brandenburgerin arbeite ich dort, wo andere in Norddeutschland ihren Urlaub verbringen. Meinen Urlaub verbringe ich am liebsten als leidenschaftliche Wildlife Fotografin - zwischen A wie Afrika bis Z wie Zingst!