Aktualisiert am 22.01.2024
Der Reichtum und die Geschichte von Toulouse ist eng mit der Pastellpflanze verknüpft. In den letzten Jahrzehnten erlebt die Pflanze ein Comeback. Pastell spielt neben der Luftfahrt wieder eine bedeutende Rolle in der französischen Metropole.
Inhaltsverzeichnis
- Sechs interessante Fakten über Pastell
- Geschichte von Pastell in Toulouse
- Von der Pflanze zum Pigment – der Pastellherstellungsprozess
- Pastell heute in Toulouse
- Graine de Pastell – Kosmetik- und Pflegeprodukte mit Pastell
- AHPY Creations bleu de Pastel – Pastellblaue Kleidung
- Von Blau zu Lila: Das Veilchen und Toulouse
Sechs interessante Fakten über Pastell
- Das pure Blau steht für Unendlichkeit.
- Pastell wurde bereits in der römischen Zeit genutzt.
- Pastell soll Entzündungshemmend wirken.
- Die Pastellsamen gewinnt man aus der gelben Blüte.
- Aus einer Tonne Blätter werden bis zu 2 Kilogramm Pigment gewonnen.
- Der gefärbte Pastell Farbton bleibt in seiner Natürlichkeit erhalten und wäscht sich nicht aus.
Geschichte von Pastell in Toulouse
Bereits im 13. Jahrhundert wurde aus Färberwaid, so wird die Pastellpflanze (Isatis Tinctoria) ebenfalls genannt, das blaue Pigment gewonnen. Vor allem Adeligen und Königen war die Nutzung bestimmt. Erst später konnte auch die bürgerliche Gesellschaft, selbst wenn sie nicht adelig waren, Pastell für sich in ihrer Kleidung nutzen.
Mitte des 15. bis 16. Jahrhunderts erlebte die Pastellherstellung ein goldenes Zeitalter. Vor allem in der Region Okzitanien im fruchtbaren Dreieck zwischen Toulouse, Caracassonne und Albi wurde Färberwaid angebaut und verarbeitet. Weniger bekannt ist, dass auch in Thüringen, um Erfurt herum, sowie in einer kleinen Region in Norditalien ebenfalls die Isatis Tinctoria angebaut wurde. Allerdings weniger erfolgreich als in Frankreich. Noch heute kannst du übrigens in Thüringen Wildpflanzen des Färberwaides finden.
Der grenzübergreifende Handel des blauen Farbstoffs verhalf den Bürgerlichen in Toulouse zu unermesslichem Reichtum. Die sogenannten „Pastellfürsten“ verewigten ihren Wohlstand in prächtigen Stadtpalästen, die in der Gegenwart als beeindruckendes historisches Erbe der Stadt gelten. Noch heute zeigen die architektonischen Schätze wie die Pastellproduktion das wirtschaftliche und kulturelle Leben der Region prägte.
Von der Pflanze zum Pigment – der Pastellherstellungsprozess
- Anbau von Pastellpflanzen, die Pflanzen benötigen spezielle Bedingungen, um optimal zu wachsen.
- Die Pastellpflanzen werden während ihrer Blütezeit geerntet und wenn sie etwa 30 cm hoch sind. Die Ernte erfolgt durch Abschneiden der Pflanzen über dem Boden.
- Danach werden die geernteten Pflanzen zum Trocknen ausgelegt, um überschüssige Feuchtigkeit zu entfernen.
- Die getrockneten Pflanzen werden zerkleinert (gemahlen) und in einem Fermentationsprozess behandelt.
Im Mittelalter wurde für den Prozess Urin verwendet und zwar der von Männern. Tatsächlich gab es zu jener Zeit die Beschäftigung als Berufspinkler. Heute werden für den Fermentationsprozess kein Urin, sondern andere Stoffe verwendet.
Der Fermentationsprozess löst den blauen Farbstoff aus den Pflanzen. - Nach der Fermentierung wurde der Färberwaid zu Kugeln, den sogenannten Cocagnes, geformt. Diese ließen sich gut transportieren. Aus ihnen heraus wurden Stücke gebrochen und der Pigmentfarbstoff zu Pulver gemahlen.
Pastell heute in Toulouse
Tatsächlich war Färberwaid Jahrhunderte lang der einzige natürlich blaue Farbstoff, der in Europa produziert wurde. Im 15. Jahrhundert gelangte dann allerdings das günstigere Indigo aus Indien über die Handelswege auf unseren Kontinent und ersetzte irgendwann das blaue Pastell.
Jahrhunderte lange geriet die Pastellpflanze als Farbstoff in Vergessenheit. Erst vor einigen Jahrzehnten wurde sie von Denis und Henri Lambert im Jahr 1994 wieder entdeckt. Seitdem erlebt die Pastellpflanze eine bemerkenswerte Renaissance in Toulouse.
Ihr natürlicher Farbstoff findet wieder Anwendung in der Textilindustrie. Während die Wirkstoffe in den Samen auch in Kosmetik und Wellness Verwendung finden. Die einstige Quelle für den Reichtum der „Pastellfürsten“ hat sich somit zu einem vielseitigen und gefragten Naturstoff entwickelt, der die Tradition der Pastellkunst in moderne Anwendungen überführt.
Graine de Pastell – Kosmetik- und Pflegeprodukte mit Pastell
Die französische Marke „Graine de Pastell“ hat sich die auf die Verwendung von Pastellöl in der Kosmetik- und Pflegebranche spezialisiert.
Über 20 Jahre betrieb das Unternehmen Grundlagenforschung zum Färberwaid, meldete vier Patente an und wies die Leistungsfähigkeit und dermatologische Wirksamkeit der pflanzlichen Wirkstoffe von Pastell in zahlreichen Studien nach. Graine de Pastell legt außerdem Wert auf Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung. Die Pastellpflanzen werden in der südfranzösischen Region nahe Toulouse angebaut, und die Samenextraktion erfolgt auf umweltfreundliche Weise.
In Toulouse befindet sich eins der drei Geschäfte in Frankreich, in dem eine Vielzahl von Pflegeprodukten, darunter Cremes, Seifen und mehr angeboten werden. Das Herzstück von „Graine de Pastell“ ist das Pastellöl, das aus den Samen der Pastellpflanze extrahiert wird. Dieses Öl ist reich an Omega-3-Fettsäuren, Vitamin E und anderen pflegenden Inhaltsstoffen. Solltest du einmal in Toulouse sein, schaue unbedingt in den Laden hinein.
AHPY Creations bleu de Pastel – Pastellblaue Kleidung
Auch das Unternehmen „AHPY Creations bleu de Pastel“ in Toulouse hat sich darauf spezialisiert, die faszinierenden Eigenschaften des Pastells wieder in Gegenwart zurück zu holen. Inhaberinnen Annette und Yves färben mit dem Pigment Pastell Textilien in den unterschiedlichsten Tönen in ihrem kleinen Atelier nur 3 Gehminuten vom Place du Capitole entfernt.
Die Marke AHPY (steht für Annette Hardouin und Patissier Yves) setzt das Pastellblau in einem breiten Spektrum von Produkten ein, von Kleidung über Accessoires bis hin zu kunstvollen Handwerksarbeiten. Jedes Stück ist ein Unikat und zeichnet sich durch sorgfältiges Design und hochwertige Handwerkskunst aus. Die natürliche Färbung verleiht den Stoffen eine einzigartige Tiefe und Nuance.
Außerdem legen die zwei Inhaber großen Wert auf Nachhaltigkeit und Authentizität. Die Verwendung von Pastell erfolgt in Einklang mit ökologischen Prinzipien. Die verwendeten Stoffe sind aus Frankreich und tragen das Öko-Tex-Label.
Seit 2011 bietet Färbermeisterin Annette Hardouin außerdem in ihrem Atelier 3-stündige Pastell Färbe Workshops an. So kannst du selbst in die Kunst des Tauchfärbens mit Pastell „eintauchen“.
Von Blau zu Lila: Das Veilchen und Toulouse
Neben der Pastellpflanze gibt es noch eine weitere Pflanze, die in Toulouse im vergangenen Jahrhundert ebenfalls eine wichtige Rolle spielte. Veilchen sind zu einem Symbol für die Stadt geworden. Das violette Blütenmotiv ziert nicht nur Blumenbeete, sondern ist auch auf verschiedenen städtischen Emblemen und Symbolen zu finden. Das Veilchen verleiht Toulouse heute auch den Beinamen Veilchenstadt.
Im 18. Jahrhundert brachte ein Offizier aus Napoleons Armee das Veilchen aus Parma in Italien, als Geschenk für seine Verlobte mit nach Toulouse. Die Pflanze wurde als „Parma Violet“ bekannt. Die Veilchenblüte im Winter sorgte bei den Gemüsegärtnern im Norden von Toulouse daraufhin für eine zusätzliche Einnahmequelle. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten 600 Familien vom Verkauf geschnittener Veilchen.
Der kalte Winter 1956 mit Temperaturen um die Minus 20 Grad vernichtete den Großteil der Pflanzen und das Veilchen verschwand wieder aus dem Stadtbild von Toulouse.
Erst 1992 gelang es durch ein wissenschaftliches Programm die alte Sorte zu retten und ihrem Anbau, ähnlich wie der Pastellpflanze, neuen Aufschwung zugegeben. Im Winter, von November bis Februar, verströmen diese Blumen mit 40 Blütenblättern erneut ihren süßen Duft.
Die seit 1993 existierende Marke La Maison de la Violette vertreibt heute Veilchen in den verschiedensten Formen. Von Veilchensirup über Veilchenhonig, Veilchensenf bis hin zu speziellen Süßigkeiten wird die zarte Blume auch in Seife oder Duschbad verarbeitet.
Transparenz: Dieser Blogeitrag ist in Kooperation mit L’Agence d’Attractivité de Toulouse Métropole entstanden. Vielen Dank für die Einladung!
Über die Autorin / Autoren
Bereits seit 20 Jahren ist Berlin meine Wahlheimat und ich liebe die abwechslungsreichen Facetten der Stadt. Regelmäßig zieht es mich zusammen mit meiner Kamera aber auch in die nahe Umgebung oder in die Ferne!
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