Aktualisiert am 05.03.2023

Mit über 400 Jahren ist der Finowkanal die älteste künstliche Wasserstraße Deutschlands. Du kannst dich entlang der Industriedenkmäler auf eine historische Spurensuche machen oder die Natur Idylle am oder vom Wasser aus entdecken.

Mit einer Länge von 42 km beginnt der Finowkanal in Liebenwalde und endet unterhalb vom Schiffshebewerk Niederfinow. Außerdem liegt der Finowkanal mitten im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Es gibt viele kleine und größere Zuflüsse, von den Hängen, die in den Finowkanal münden. Der größte Zufluss ist die Schwärze, die mitten im Zentrum von Eberswalde in den Kanal fliest.

Geschichtliches rund um den Finowkanal

Erste Pläne zum Bau des Finowkanals gab es bereits um 1540. Erbaut wurde er allerdings erst 1605 – 1620 von Kurfürst Joachim Friedrich, der als Bauherr den Auftrag erteilte. Ziel war es mit dem Finowkanal die Oder und die Havel zu verbinden und somit einen Wassertransportweg von Stettin nach Berlin zu erschaffen.
Leider wurde der Finowkanal im Dreißigjährigen Krieg zum großen Teil zerstört. Erst während der Regentschaft des Preußenköniges Friedrich II. wurde der Kanal zwischen 1743 – 1746 in der alten Führung wieder hergestellt.

Industrialisierung, Rohstofflieferant und Kurort

Aufgrund der Industrialisierung in der Region wurde er zum wichtigsten Bestandteil für den Transport von Rohstoffen und Produkten. Entlang des Finow Kanals siedelten sich Fabriken wie die Papierfabrik Wolfswinkel, das Messingwerk, der Kupferhammer, die Eisenspalterei, die Hufnagelfabrik, der Drahthammer, die Chemische Fabrik, das Walzwerk Finow, der Kranbau Eberswalde und das Kraftwerk Heegermühle (MEW) an.

Bis zur Eröffnung des Hohenzollernkanals im Juni 1914, heute Havel-Oder-Wasserstraße (H-O-W), war der Finowkanals die wichtigste und erste Wasserstraßenverbindung zwischen Havel und Oder. Überlieferte Zahlen zeigen die Bedeutung des Transportweges Finowkanal.

So wurden 1882 rund 1 Million Gütertonnen und 1906 bereits 2,6 Millionen Gütertonnen an der Stadtschleuse Eberswalde ermittelt. Der Kanal lieferte auch Holz, Steine und andere Baumaterialien über den Werbellinsee und Werbellinkanal und weiter bis nach Berlin.

Im Bereich Heegermühle um 1850 wurden blaue Tonvorkommen entdeckt. Dieser wurde hier auch verarbeitet. Daraus wurden Hartbrandsteine und Klinker für den Tiefbau eingesetzt. Betonbauarbeiten steckten zu diesem Zeitpunkt noch in den „Kinderschuhen“.

Das Gleiche gilt ebenfalls für den eisenhaltigen Boden in Eberswalde und Umgebung, den es zu dieser Zeit gab. Er wurde zu Hufeisen und Kanonenkugeln für die preußische Armee erarbeitet. Die Vorräte hatten allerdings nicht die Qualität für größere und längerfristige Vorhaben.

Auf Grund des eisenhaltigen Wassers war Eberswalde sogar rund 50 Jahre ein Kurort, trotz der umliegenden Industrie.

Nach dem der Finowkanals auf Grund der heute Havel-Oder-Wasserstraße immer mehr an Bedeutung verlor, wurde der Wirtschaftsverkehr im Jahr 1972 ganz eingestellt.

Der Finowkanal ist zu jeder Jahreszeit schön

Der Finowkanal ist zu jeder Jahreszeit schön

Finowkanal im Winter

Finowkanal im Winter

Der Finowkanal heute

Leider diente der Finowkanal bis Anfang der 90iger Jahre als Abwasserkanal, da die ansässigen Firmen nicht an das Abwassersystem angeschlossen waren. Bis 1989 war er auch nicht durchgängig schiffbar.

Das änderte sich ab 1998, der Treidelweg wurde beräumt und die Schleusen instandgesetzt. Damit war der Finowkanal wieder befahrbar. Damit begann auch die touristische Nutzung. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurde unter anderem der Treidelweg ausgebaut, Wehre saniert, Schwimmstege an den Schleusen angebracht sowie eine Anlegestelle für Fahrgastschiffe geschaffen. Letzteres wurde allerdings leider wieder eingestellt.

Treidelweg

Treidelweg

Morgens am Finowkanal

Morgens am Finowkanal

Aktivitäten rund um den Finowkanal

Der Finowkanal lässt sich wunderbar vom Wasser aus entdecken und hält teilweise sehr urige Landschaften für seine Besucher bereit. Die Pflanzen- und Tierwelt ist sehr reichhaltig.
Auf der gesamten Strecke des Finowkanals gibt es eine ganze Reihe von Anlegestellen. An mehreren Stellen können Kanu, Kajak oder Ruderboot ausgeliehen werden.

Des Weiteren besteht die Möglichkeit in Finowfurt auf der „Schippelschute“ anzuheuern.

Außerdem können Besucher mit dem überdachten Biberfloß führerscheinfrei Fahrten über den Finowkanal unternehmen. Das Floß bietet Platz für bis zu 8 Personen und hat neben Grillmöglichkeiten sogar eine Toilette mit an Bord.

Ausleihmöglichkeiten:

Außerdem führt fast am gesamten Finowkanal direkt am Wasser ein schöner gekennzeichneter Rad- und Wanderweg entlang.

Schippelschute auf dem Finowkanal

Schippelschute auf dem Finowkanal

Schleusengraf in Marienwerder

Schleusengraf in Marienwerder

Der Finowkanal lässt sich gut mit Kanu erkunden

Der Finowkanal lässt sich gut mit Kanu erkunden

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten am Finowkanals

12 + 1 Schleusen entlang des Finowkanals

Die interessanteste Sehenswürdigkeit entlang des Finowkanals sind die 12 historischen, handbetriebenen Schleusen. Durch eine Bootstour lassen sich diese vom Wasser aus auf besondere Weise erkunden und machen den Ausflug zu einem besonderen Erlebnis. Einige Schleusen wurden nach Industriebetrieben, wie Kupferhammerschleuse oder Drahthammerschleuse, benannt. Ende 2016 wurde am Ende des Langen Trödels in Zerpenschleuse sogar eine 13. Schleuse eröffnet.

Viele Schleusen sind aktuell allerdings zerschlissen und müssen saniert werden. Da sie außerdem handbetrieben sind, werden vor allem in der Sommersaison Schleusenwärter eingesetzt. Das soll sich mit der modernisierenden Umgestaltung bis 2030 dann ändern und die Schleusen automatisiert werden. Zuerst werden die 6 westlichen Schleusen und danach die 6 östlichen Schleusen saniert. Dadurch kann es allerdings auch Einschränkungen vor allem beim Motorbootverkehr geben.

Wolfswinkler Schleuse

Wolfswinkler Schleuse

Heegermühle Schleuse im Herbst

Heegermühle Schleuse im Herbst

Industriedenkmäler am Finowkanal

Einige ehemalige Industrieobjekte stehen heute unter Denkmalschutz. Die Hufeisenfabrik wurde in Vorbereitung der Landesgartenschau Brandenburg 2002 saniert. Das Messingwerk wurde zum großen Teil von privat auf Vordermann gebracht.

Das gegenwärtig größte Vorhaben, welches schon mehrere Jahre dauert, ist die Sanierung und Sicherung der Borsighalle. Borsig importierte diese Hallen in die ganze Welt.

Der Verfall der Papierfabrik Wolfswinkel ist, wie auch der des Märkischen Elektrizitätswerkes, nicht aufzuhalten. Eine Sanierung aus Denkmalschutzgründen ist leider nicht bezahlbar und so sind entlang des Finowkanals in Eberswalde einige – nicht begehbare – Lost Places entstanden.

Ehemalige Papierfarbrik am Finowkanal in Eberswalde

Ehemalige Papierfarbrik am Finowkanal in Eberswalde

Wagonfahrstuhl in Eberswalde

In Eberswalde gab es einst sogar einen Wagonfahrstuhl zum Kanal. Dort wurden Waren in Richtung Eisenbahn umgeladen bzw. verladen. Ab 1842 gab es die erste Eisenbahnverbindung, die bis Stettin ausgebaut wurde. Von der nördlichen Wegseite des Kanals ist der Wagonfahrstuhl sowie auch einige andere Relikte der Industrie noch zu sehen.

Verlobungsbrücke von Fontane

Ein wenig Romantik hat der Finowkanal auch noch zu bieten. Am Wasserrastplatz Messingwerkhafen in Eberswalde befindet sich die Teufelsbrücke. Hier soll sich der Schriftsteller Theodor Fontane angeblich verlobt haben.

Teufelsbrücke am Finowkanal in Eberswalde

Teufelsbrücke am Finowkanal in Eberswalde

Wildlife am Finowkanal

Wie vielerorts am Wasser in Brandenburg hat sich auch am Finowkanal der Biber breit gemacht. Frische und alte Spuren, in Form von angeknabberten Bäumen sind entlang des Kanals immer sichtbar. Nur leider lässt sich der Biber selbst eher selten blicken. So habe ich ihn noch nicht entdecken decken. Genauso wenig wie die Sumpfschildkröte, die Wasserspitzmaus und den Fischotter, welche ebenfalls am Finowkanal heimisch sind. Auf dem Grund sind bei klarer Sicht Muscheln und kleine Krebse zu sehen.

Neben dem Biber und Co. ist der Finowkanal ein kleines Vogelparadies. Hier kannst du neben den üblichen Verdächtigen, wie Enten und Blässhühnern ebenfalls Rot- und Braunkehlchen, diverse Meisenarten, aber auch Spechte, Wasseramsel, Gebirgsstelze und sogar den Eisvogel beobachten.

In Zerpenschleuse befindet sich in der Nähe des Finowkanals auch ein Storchennest. Akribisch wird hier seit 1973 verzeichnet wie viele Jungen die Störche in dem entsprechenden Jahr hatten. Außerdem wird auch die Ankunft sowie der Abflug dokumentiert.

Teichralle am Finowkanal

Teichralle am Finowkanal

Buntspecht

Buntspecht

Storch in Zerpenschleuse

Storch in Zerpenschleuse

Biberspuren am Finowkanal

Biberspuren am Finowkanal

Blindschleiche am Finowkanal

Blindschleiche am Finowkanal

Traditionelles Flößerfest am Finowkanal

Eins der wichtigsten festlichen Aktivitäten am Finowkanal ist das traditionelle Flößerfest. Es findet seit 1996 einmal jährlich an einem Sommer Wochenende im Ortsteil Finowfurt der Gemeinde Schorfheide statt. Mit jährlich tausenden Besuchern zählt das Flößerfest ebenfalls zu den größten Veranstaltungen im Landkreis Barnim.

Neben zahlreichen Aktivitäten rund um den Flößerplatz und der Gemeindeverwaltung mit viel Musik, kulinarischen Angeboten und Rummelständen steht natürlich das traditionelle Flößern im Vordergrund. Gaste können sich auf einem großen Floß über den Finowkanal treiben lassen oder selbst auf einem kleinen Floß über das Wasser fahren.

2020 musste das 25jährige Jubiläum wegen Corona abgesagt werden. Die Jubiläumsausgabe soll deshalb vom 2. Bis 4. Juli 2021 nachgeholt werden. Ob dies realisierbar ist, steht aktuell noch in den Sternen.

An Ostern findet übrigens immer auf dem Flößerplatz das durch die Feuerwehr organisierte Osterfeuer von Finowfurt statt.

Flösserfest in Finowfurt

Flösserfest in Finowfurt

Selbst Flössern auf dem Finowkanal

Selbst Flössern auf dem Finowkanal

Kulinarisches am Finowkanal

Wer auf der Radtour oder Wanderung entlang des Finowkanals eine erfrischende Pause einlegen möchten, sollte die Eisschleuse in Zerpenschleuse besuchen.

Das frisch renovierte Café bietet leckeres Eis aus eigener Herstellung sowie Kuchen aus der eigenen Backstube an. Dazu besteht die Wahl von Kaffeespezialitäten aus der Schorfheide. Im Café werden außerdem Produkte, wie Honig, Kerzen und mehr ausschließlich aus der Region angeboten.

Ab Juli 2021 bietet die Eisschleuse auch Frühstück mit Vorreservierung an.

  • Öffnungszeiten: täglich von 8 – 18 Uhr
  • Adresse: Puschkinstr. 3, 16348 Wandlitz OT Zerpenschleuse
Eisschleuse am Finowkanal

Eisschleuse am Finowkanal

Eis aus eigener Herstellung bei der Eisschleuse

Eis aus eigener Herstellung bei der Eisschleuse

Übernachten direkt am Finowkanal

Wer den Finowkanal sowie die Umgebung einmal über mehrere Tage entdecken möchte, sollte sich in einem Ferienhaus im Hafendorf Zerpenschleuse einmieten. Das Hafendorf liegt direkt am Finowkanal. Somit lassen sich Ausflüge auf dem Wasser direkt von dort planen.

Die Ferienhäuser im skandinavischen Stil sind in der Regel für bis zu 4 Personen ausgelegt und befinden sich oft in erster Reihe direkt am Wasser. Ein wirklicher Traum um am Abend auf der Terrasse die Idylle zu genießen.

Hafendorf Zerpenschleuse

Hafendorf Zerpenschleuse

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Über die Autorin / Autoren

Bereits seit 20 Jahren ist Berlin meine Wahlheimat und ich liebe die abwechslungsreichen Facetten der Stadt. Regelmäßig zieht es mich zusammen mit meiner Kamera aber auch in die nahe Umgebung oder in die Ferne!